Back o‘ Bourke

* ENGLISH VERSION END OF GERMAN TEXT
Wer Bourke nicht gesehen hat, hat Australien nicht gesehen, heisst es. Hier kommen die Legenden her. Bourke hat mehr illustere Gestalten hervorgebracht als sonst ein Ort hier im Outback. Das hängt damit zusammen, dass hier in der Pionierzeit die grössten Viehstations entstanden. Der Viehkönig Kidman hatte fast soviel Land wie ganz England. Andere standen ihm in nicht viel nach. Bourke hatte damals einen grossen Hafen am Darling River und von hier wurde Wolle, Baumwolle und Fleisch verschifft. Auf dem Rückweg kamen Güter des täglichen Lebens ins Hinterland die dann mit 14 spännigen Ochsenkarren oder Kamelkarawanen im Outback vertrieben wurden. Der Darling River war nicht sehr zuverlässig. Manchmal hatte er Hochwasser bis ca. 12 m, wie jetzt gerade, oder dann war er ein kleines Rinnsal mit grösseren Pfützen dazwischen und die Schifffahrt musst eingestellt werden. Aus dieser Zeit stammt noch die alte Brücke über den Darling, die erste von New South Wales. Die Rampe auf der Nordseite war leicht geschwungen und es gingen Gerüchte, dass dies notwenig war, weil der Hotel und Pubbesitzer sein Haus nicht versetzen wollte. Das Pub von 1893 steht heute noch da und die Kurve hat nichts damit zu tun. Sondern war erforderlich weil die langen Ochsengespanne nicht in einem rechten Winkel auf die Strasse gelenkt werden konnten, sondern eine grosszügige Kurve dafür brauchten.
Wir haben uns ein Feierabend-Bierchen in dem historischen Pub gegönnt und es einvernehmlich Ellbogen an Ellbogen mit Arbeitern aus der Gegend getrunken. Ein ganz Verwegener wollte mir eine kleine Schlange zum Streicheln geben, leider musste ich höflich aber bestimmt ablehnen. Sie landete wieder im Formaldehyd Glas unter dem Tresen. Daraufhin haben mich seine Kollegen zum traditionellen Brückenlauf eingeladen. An der Wand war eine grosse Tafel mit Dutzenden von Namen, die das schon vor mir gewagt hatten. Die Regeln bestimmen allerdings, dass alle Kleider, bis auf die Schuhe ausgezogen werden müssen, da habe ich die Boys auf Neujahr vertröstet.

In Bourke lebten und schrieben verschiedene Outback Dichter ihre gern rezitierten Geschichten, Balladen und Gedichte. Als die Eisenbahn nach Bourke gebaut wurde und die Schiffahrt ablöste wurde von hier Erz aus Cobar, Fleisch, Baumwolle und andere Güter nach Sidney oder Adelaide gebracht. Mit dem zusätzlichen Reichtum war hier für Schlitzohren einiges zu holen. Einer davon, Capt. Starlight, wie er sich nannte, Sohn aus gutem Hause mit abgebrochenem Studium, überfiel alles was ihm in die Nähe kam. Einmal auch das Pub am Fluss, wo er vom Wirt das beste Fass Brandy verlangte und an die umstehenden Männer verteilte. Gleich danach raubte er die Bank und einige betuchte Geschäfte aus. Da brauchte es Männer wie den Iren Senior Sergeant Cleary der in Bourke die Polizei verkörperte. Er brachte die Sullivan Gang und Thunderbolt zur Strecke. Nach dem Zwischenfall im Pub nahm er sich vor, auch Capt. Starlight zu fangen. Nach langen Verfolgungsjagden und nachdem einige seiner Männer von Starlight getötet wurden, nahm Cleary einheimische Spurenleser zu Hilfe und konnte Starlight tatsächlich in den nahen Gundabooka Bergen ausfindig machen. Starlight versteckte sich in einer Höhle und Cleary wagte sich heldenhaft alleine vor. Starlight war fast am Verdursten und Cleary gab ihm Wasser und verhaftete ihn. Auf dem Weg zurück nach Bourke verstanden sich die beiden bestens. Starlight wurde zum Tode verurteilt, aber im letzten Moment zu Lebenslänglich begnadigt und nach einiger Zeit frei gelassen. Daraufhin nahm er einen neuen Namen an und arbeitete als Hochstapler.
Eine andere Geschichte betrifft Capt. Harry „Breaker“ Morant, dessen Namen ich schon in der Schweiz von einer Ballade her kannte. Harry war der aussereheliche Sohn eines Admirals, der ihn nie anerkannt hatte. Harry versuchte sich auf verschiedenen Wegen zu profilieren. Er war Buschpoet, ein halsbrecherischer Reiter und ausgezeichneter Pferdezureiter. Das prädestinierte ihn für die Leichte Cavallerie der Anzac. In Bourke hatte er viele Freunde und Trinkkumpane, darunter auch den Poeten Will Ogilvie. Harry diente mit den Anzac in Südafrika während des Buren Aufstandes. Er und ein Offizierskollege wurden angeklagt Buren erschossen zu haben. Beide gaben das zu, erklärten aber, dass sie den Befehl dazu von weit oben (Lord Kitchener) erhalten hätten. Wie das halt so ist, die kleinen erschiesst man, die grossen lässt man laufen. So endete das Leben von Harry „Breaker“ Morant.

Abdula Wade, oder Wahid wie er in Afghanistan hiess, kam im 19. Jahrhundert mit einigen Kamelen nach Australien und wurde der grösste Kamelbesitzer hier. Er transportierte alles an alle Orte. Er war einer der grössten Arbeitgeber und meist gut angesehen. Allerdings behandelte der seine afghanischen Kameltreiber nicht sehr grosszügig. Die Gesellschaft übersah das aber geflissentlich. Er hatte Geld und war inzwischen sehr einflussreich. Er nahm eine Wette an, dass er mit einem Kamel schneller und innerhalb 24 Stunden, die 180 km nach Wanaaring reiten könne als ein Reiter mit einem Vollblutpferd. Beide starteten im vollen Galopp und bei kamen ungefähr zur gleichen Zeit in Wanaaring an. Allerdings verstarb der Vollblüter noch am selben Abend an Erschöpfung, während Abdul Wade am nächsten Tag mit seinem Kamel im selben Tempo wieder nach Bourke ritt. Er hatte seinen Kontrahenten überzeugt. Er war immer bestens nach neuster Mode gekleidet. Als er älter wurde, überkam ihn das Heimweh und er wollte nach Hause nach Afghanistan. Er liess seine irische Frau und 9 Kinder in Australien zurück.

Dann gibt es aber auch positive Helden wir Fred Hollows, der früh erkannt hatte, dass Kinder im Outback viel eher erblinden als andere und das Beheben dieser Blindheit in Australien, Afrika und Asien zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. Er ist vor einigen Jahren verstorben und liegt auf dem Friedhof von Bourke. Seine Frau führt nun die Kampagne weiter.

Unser Campingplatz ist eine ehemalige Fruchtplantage mit wunderschöner Anlage, zwei Salzwasserpools, Blumen und Rasen zum Campieren. Nicht selbstverständlich im roten, staubigen Outback. Aber auch dieses Paradies hat seine Schlange. Hier kommt sie in Form von Myriaden von grossen schwarzen aggressiven Stechmücken vor. Auch dies eine Folge der Überschwemmungen. Die Mücken vermehren sich exponential und kein eisiger Winter stoppt sie daran. Ich höre sie geradezu ausrufen: Hier kommt Qualitätsfleisch aus der Schweiz, kommt zum Festmahl! Trotz des Tropen-Mückensprays, langen Ärmeln und langen Hosen ist es kein Vergnügen abends vor dem Wohnwagen zu sitzen.

Wir fahren in den Gundabooka Nationalpark. Nicht um die Spuren von Capt. Starlight zu suchen, sondern um weitere Felsmalereien zu erkunden. Die Hügel, Berge kann man sie nicht gut nenne, sind leicht bewaldet und in der Höhe sehr felsig. Grosse natürliche Halbrunds laden zum Sitzen rund um ein Feuer und Geschichten erzählen ein. Dies haben Aborigines schon vor Zehntausenden von Jahren entdeckt. Die verschiedenen Stämme haben alle 3 bis 4 Jahre zum grossen Treffen eingeladen. Schnelle junge Kuriere mit einem Botschafts Stab wurden mit der Einladung zum nächsten Clan geschickt. Diese Wiederum schickten einen jungen Kurier mit dem Stab los. So wurden im Stafetten Format Stämme aus grosser Distanz vom Treffen informiert. Die machten sich auf die 3 bis 4 Monate lange Reise zu Fuss auf. Unterwegs jagten sie Emu und Kangaroos oder Vögel. Die Frauen sammelten Beeren, Samenkörner und nahrhafte Wurzen und transportierten sie in ihren hölzernen Schalen, den Culemons, zum Abend Rastplatz. Übernachtet wurde entweder unter Felsvorsprüngen oder in Zweighütten. Diese waren sehr robust und widerstanden auch starken Stürmen. Am vereinbarten Treffpunkt baute sich jede Familie wieder ein kleines Dorf auf, ging auf Nahrungssuche und tauschte sich mit den anderen Familien aus. Jugendliche wurden während der Treffen in die Erwachsenenwelt eingeführt, dazu gehörte bei manchen Stämmen auch, dass ein Handabdruck an den Felsen gesprayt wurde. Das bedeutete, dass diese Person sich zum Pflegen und Hegen des Landes und seiner Tiere und Pflanzen verpflichtete. Diese Hände und viele Darstellungen von Tänzen, Emus Kangaroos, Jägern und anderen Figuren in weissem, rotem oder gelbem Ocker wurden übereinander gemalt, das Neueste zu Oberst. Die Bilder erzählen verschiedene Geschichte aber nur wenige sind noch bekannt.

Heiraten waren der Höhepunkt dieser Treffen. Jeder Aborigine gehört zu einem von sieben Totemtieren, das wird von der Mutter auf die Kinder vererbt. Niemand darf jemanden mit demselben Totemtier, oder demjenigen des Vaters verheiratet werden. Auch wenn die Stämme weit auseinander leben, diese Regel wird bis heute befolgt.

Die traditionellen Besitzer des Landes, die Aborigines, und die National Parks und Wildlife Service arbeiten eng zusammen um diese Stätten zu bewahren.

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* ENGLISH VERSION
Back o‘ Bourke
It is said: You don’t know Australia until you know Bourke. This is were legends were born. Bourke has hosted more than its share of notorious Bushrangers. Paart of the reason for this were the huge cattle stations which were created here in the pioneer days. The cattle king Kidman owned almost as much land as all of England and others were not much smaller. Bourke had a large harbour on the Darling. Wool, cotton and meat was shiped from here. In return the ships brought goods for the daily life in the outback. These were transported to the hinterland by 14head oxteams and wagons or by Camelcaravan. The Darling River was not very dependable. In one year it carried massive floods, other years during draughts it barely showed water and if, only in the occasional pool and in both times, steamers could not pass. The old bridge in Bourke stems from that time. It’s access ramp was slightly curved. Rumour had it at the time, that this was necessary, because the publican nearby would not want to sell his pub around which the ramp curls. Far from it. The reason for the curve were the long oxteams which could not turn into a road at a right angle but gently had to turn along a curve.

We regaled ourselves with a happy hour beer in the pub. It was built in 1983 and is one of the oldest in the country. We sat elbow to elbow with workers from the environs. A cheeky one offered a little snake to me for stroking. Unfortunately I had to politely decline. Emboldened by his mate, another one invited me to participate in the bridge run. On the wall I saw a large blackboard with dozens of names of people who had done the run. The rules however, specified that you had to leave all your clothes except for your boots in front of the pub. Regrettably I had to put him off until New Year.

Several lOutback poets wrote their stories and poems in and about Bourke and ist inhabitants. When the railways came to Bourke and took over from the paddlesteamers, Ore, from Cobar, meat, cotton and woole was carted to Sidney or Adelaide. With the increasing wealth bushrangers and other larrikins were drawn to Bourke like moths to the light. One of them, Capt. Starlight as he called himself, son of a well to do family, and onetime student, robbed about everything which came into his sight. Once he came to the Pub, ordered a cask of their best brandy and ha this distributed to the men present. Then he robbed the Pub, the Bank and a couple of other businesses. It needed men like Senior Sergeant Cleary who represented the Police in Bourke. He brought the Sullivan Gang and Thunderbolt to justice. Following the robbing of the Pub, Cleary went relentlessly after Captn. Starlight. After a lengthy chase Cleary caught up with Starlight in the Gundabooka Mountains. Starlight was hiding in a cave and was nearly dying of thirst. All he wanted was water and he would go docilely with Cleary. On the way back to Bourke Cleary and Starlight were in amiable conversation. Starlight was condemned to death and paroled on the day of execution. Later he was paroled and released from custody. He took a new name and started a career as impostor.

Another story pertains to Capt. Harry “Breaker” Morant, whose name was already familiar with me at home from a ballad. Harry Morant was the illegitimate son of an admiral who never acknowledged him. Harry tried to redeem himself in various areas. He was a bush poet and accomplished horseman and horse trainer. These talents enabled him to join the light cavallerie. He had many friends and drinking mates in Bourke, among others, the fellow poet Will Ogilvie. Harry served in South Africa with the Anzac during the Boer war. He and a fellow office were accused of killing Boers. Both admitted to it but claimed, that htey got their orders from high above (Lord Kitchener). As the world goes, the low get shot and the high get free. So it happened that Harry “Breaker” Morant got executed in South Africa.

Abdula Wade, or Wahid as he was called in his native Afghanistan, came to Australia with some camels in the 19th century. He established himself as a transporter of all goods to all places and prospered quickly. He was one of the biggest employer of fellow Afghans in Bourke, albeit a very stingy one. Society ignored this conveniently since Abdula Wade had become quite prosperous and influential in politics. One day he accepted a wager, that he could ride 180 km to Wanaaring in 24 hours with his camel and be faster than a rider on a thoroughbred. Both started full force and arrived more or less at the same time in the prescribed time frame. But the horse died the same evening of exhaustion, while Abdul conveniently was able to ride his camel home the next day. Thus he proved his point. Abdul was always dressed in the latest London fashion. As he became older he yearned to go home to his native Afghanistan. He did so and left behind his Irish wife and nine children to fend for themselves.

There were also positive heroes like Fred Hollows. He noticed early that a lot of the children in the bush were blind. He took it as his call to help these children in Australia, Asia and Afrika. He died a couple of years ago and is buried in Bourke. His wife continues the campaign.

Our campground is a former orchard a beautiful setting on the darling river. It has two saltwater pools, flowers and green gras, not always granted in the red dusty Outback. But also this paradise has its serpent. Here it takes the form of Myriads of large black aggressive Mosquitoes. This is also a consequence of the recent floods. The Mozzies multiply exponentially and no icy winter stops them. I virtually hear them buzzing to each other: “Hey there is Siwss quality meat available, come to the feast!” Despite long sleeves, long trousers, tropical strength repellent it is no pleasure to sit outside of an evening.

We drive to the Gundabooka national park, not to look for traces of Capt. Starlight, but to search for more aboriginal rock art. The hills, you really cannot call them mountains, are lightly wooded rocky towards the summits. Large natural rock arenas invite for sitting down around a camp fire and thell tales. Aboriginees have done that for tens of thousand of years. The tribes invited every 3 to 4 years for a big gathering. Fast young men would be sent to neighbouring tribes carrying a communication staff legitimating them to bring the invitiation. These tribes in turn would then send out other young men with the same message to the next tribes and so on. Thus tribes from great distances were appraised of the upcoming meeting. They sometimes were three or four months on their journey on foot to the designated place. On the way they would chase Emu, Kangaroo or other game. The women would collect berries, roots and grains into their wooden bowls called culemon to their evening camping place. They would sleep under rock promontories or in little huts made out of tree branches and covered with Mulgabranches. These huts were very robust and would withstand major storms and rains. On the meeting place each family would build their own little village, go hunting and gathering and exchange news with the other tribes. Youths would be introduced to adulthood. This would include making a pledge to care for the land and preserve the resources.They would show that by making a pencilled copy of their hand on a rockwall. These hands and many other pictures of Emus, Kangaroos, people dancing, and many other subjects were painted in white, red or yellow ochre and overlay each other, the latest ones on top. These pictures all tell stories, but only very few are still known.

Marriages were the height of these meetings. Each Aboriginee belongs to one of seven totems. His is passed on from mother to child. Nobody may marry someone with the same Totem or the totem of his father. Even though tribes may live far apart from each other, this rule is adhered to today.

The traditional owner of the land, the Aboriginees, and the National Parks and Wildlife Society care jointly for the parks and the historical sites.

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